Gewöhnlicher geht fast nicht. Ein Flugzeug rollt auf die Startbahn, beschleunigt, hebt ab und dreht auf Kurs. So weit, so 08/15? Kaum, sonst würde ich hier nicht davon erzählen.
Wieso allerdings ein Start eines Flugzeugs über 1’000 Leute anlockt? Das hingegen kann ich mir nicht so ganz erklären. Ein paar Nerds, vielleicht? Klar, so ähnlich wie beim Besuch der IL76 im Frühling. Was hat sich also diese Woche so geschichtsträchtiges zugetragen?
Die RUAG Space baut Raketenverkleidungen. Diese sind so gross, dass sie ab dem Militärflugplatz Emmen mit einem Flugzeug transportiert werden müssen. Dafür kam wegen der Grösse jeweils eine russische Antonov An-124 zum Einsatz, in den letzten 20 Jahren offenbar rund 45mal. Die Produktion wurde verlagert, ein Transport ab Emmen fällt künftig weg. Am Mittwoch fand nun der letzte Transport einer Verkleidung ab Emmen statt. Diese Story fand sogar den Weg in die Massenmedien – und schon wird etwas Spezielles draus.
So speziell, dass auch ich meine Mittagspause für einen perfekt getimten Abstecher nach Emmen nutze. Geplante Startzeit 12:30, effektive Startzeit 12:45…
(Bilder mind. 1280px)
Alles ganz normal auf der Airbase Emmen. Ein paar Trainings- und Transportflugzeuge, alles ruhig. Oder? Well, not really… Überall, wo man auf die Piste blicken kann, inklusive dem “Radarhügel”, überall zahlreiche Schaulustige. Ich muss zusehen, dass ich eine gute Position kriege…! Glück gehabt, an der Schwelle zur Piste 22 ist noch ein corona-taugliches Stück auf dem Geländer frei… Das Objekt der Begierde: Die Antonov An-124 “Ruslan” der Volga-Dnepr RA-82079.
Sie macht sich vor den Ruag-Hallen noch etwas rar, aber die Startvorbereitungen laufen.…endlich, die Antonov rollt 🙂 Auch hier wieder ein Hinweis auf den “zugestellten” Zaun…
Leider war die Sonne die grosse Abwesende 🙁Ein Wendemanöver am Pistenanfang 04 (war bestimmt spektakulär dort nahe dran zu sein…), ein paar Minuten Warten auf die Startfreigabe und dann gibt die Crew den vier Lotarjow D18 Triebwerken Futter.
Über 900kN Schub wirbeln ordentlich Staub auf.12:45, sagt auch die Uhr der Kirche in Emmenbrücke, die in fast 4km Entfernung für den Hintergrund zuständig ist. Noch mehr Zaungäste… Beeindruckend war ja, dass die Maschine überhaupt nicht laut war für ihre Grösse.
Vermutlich auch, weil sie gewichtsmässig überhaupt nicht am Limit flog:
Die Fracht sei nur rund 4 Tonnen schwer, konnte man lesen (aber halt sehr gross).Mit einer russentypischen Rauchfahne dreht die An-124 kurz nach dem Start auf ihren Kurs Richtung Amerika. Danke für diesen Besuch – und, wer weiss, auf Wiedersehen?!